Gegen schlechte Laune…

Klara wächst mit einer oft schlecht gelaunten Mutter auf. Als Kind leidet sie darunter, ohne zu verstehen, warum. Heute kennt sie die Gründe – und trotzdem bleibt für sie diese eine Erkenntnis: schlechte Laune ist unangenehm, besonders wenn man nicht weiß, woher sie kommt.
Später in ihrer Beziehung wiederholt sich das Muster. Diesmal ist es ihr Partner, der oft mies drauf ist. Und diesmal versucht Klara gegenzuhalten. Sie macht Witze, zieht Bemerkungen ins Lächerliche, verbreitet gute Stimmung, wählt den ‘sicheren Raum’. Aber im Herzen weiß sie: wirklich gelingen tut es nur selten.
Erst nach Jahren dämmert ihr etwas Entscheidendes: echte Freude kann man nicht erzwingen. Sie wächst aus Lebenslust, aus etwas Tieferem. Klara spürt, wie der bewusste Atem ihr Freude schenkt und sie merkt, wie ihr Herz aufgeht, wenn sie zu einem ihrer Lieblingslieder tanzt. Sie lächelt, wenn sie am See entlanggeht, am Fluss oder an einem kleinen Bach. Und ja – manchmal reicht auch ein romantischer Film im Fernsehen, mit Happy End natürlich.
Doch dann kommt die Frage: Wie halte ich diese Freude fest? Kann sie bleiben, wenn sie einmal da ist? Die Antwort trifft sie klar und ehrlich: nein. Freude ist wie ein Vogel, der kommt und geht. Aber etwas in ihr bleibt immer: ihre Seele ist diese tiefe Freude, denn sie verurteilt nichts, wirklich gar nichts – keine einzige Erfahrung. Nur Klaras Kopf wirbelt dazwischen, grübelt, urteilt, macht Lärm.
Einmal sitzt Klara im Zug, der plötzlich dreißig Minuten Verspätung hat und alle Anschlüsse sind futsch. Sofort springt der Kopf an, rennt im Kreis, rechnet, sucht auf dem Handy nach Alternativen. Sie wird nervös, fast panisch – und doch geht es nur darum, dass sie eine halbe Stunde später ankommt. Nichts weiter!
Dann, beim vorletzten Umsteigen, entscheidet sie das Gefühl loszulassen. Kopfhörer in die Ohren, Musik an. Und plötzlich – bumm. Freude, ein warmes Gefühl, das sie mitnimmt, und diesmal lässt sie sich nicht einmal anstecken von der Laune ihres Partners.
Und irgendwann geschieht es von selbst. Eines Morgens wacht Klara auf – und die Freude ist einfach da. Ganz ohne Grund. Kein Kopf, der To-do-Listen abspult. Kein Druck. Nur dieses Einhüllen in Lebensfreude, als würde etwas Größeres sie tragen. Ihr Verstand tritt daneben, schaut verwundert zu, versteht es nicht – und sie denkt: Muss er auch gar nicht.
Natürlich gibt es weiterhin Situationen, die schwer auszuhalten sind: familiäre Probleme, Nachrichten (die sie nach Möglichkeit meidet), dies und das. Aber tief innen spürt Klara: Es geht ihr besser. So viel besser, als sie es sich jemals hätte vorstellen können.