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Glück ist ein Geschenk; nur auspacken muss man es selbst.

Glück ist ein Geschenk; nur auspacken muss man es selbst.

Drei Freundinnen treffen sich zum «Vorneujahresessen». Nach dem Essen, satt und zufrieden, laufen sie die Geschäftsstrasse entlang. Die Stimmung ist leicht, getragen vom Gefühl, dass ein neues Jahr näher rückt und alles möglich scheint.
Da erzählt eine der Freundinnen, sie habe kürzlich eine Radiosendung gehört, in der es um «Glück» ging. Mitten im Gespräch sei ein Spruch gefallen, der sie sofort berührt habe: «Glück ist ein Geschenk; nur auspacken muss man es selbst.»
Die anderen bleiben kurz stehen, lassen die Worte wirken. Sie nicken – ja, dieser Satz trifft. Man sei seines Glückes Schmied, heisst es doch immer wieder. Und doch vergisst man es im Alltag so oft.

Ich selbst beginne innerlich zu wandern, Gedanken zu sortieren, zu philosophieren. Wenn Glück ein Geschenk ist, könnte man dann nicht sagen: Auch das Leben ist ein Geschenk? Und das Auspacken – oder eben Nicht-Auspacken – liegt bei jedem selbst.

Vor meinem inneren Auge erscheint ein neugeborenes Kind. Ein Wesen noch frei von Eindrücken, Erwartungen, Prägungen. Ein Kind mit einer völlig leeren Lebens-Geschenkebox. Leer heisst nicht arm – leer heisst bereit.
Erfahrungen, Begegnungen, Liebe, Enttäuschungen, Naturmomente, Umwege und Entscheidungen – all das fällt im Laufe der Zeit hinein. Das Leben füllt die Box Schicht für Schicht. Und während alles hineinwandert, beginnt es, Form zu bekommen: Persönlichkeit, Haltung, Empfinden. Doch gleichzeitig bringt das Kind etwas Wesentliches mit: Unbedarftheit. Sein. Offenheit. Die natürliche Neugier, das Leben selbst zu entdecken. Dieses ursprüngliche Vertrauen.

Dann kommt das Miteinander: Familie, Schule, Arbeit, Freunde, Kollegen, Erwartungen, Vergleiche, Gedanken aus allen Richtungen. Und wieder wandert alles in diese Box. Auch Zweifel, Verletzungen, Ängste, Einsamkeit, Ohnmacht.
Erfahrungen mischen sich, ordnen sich, bleiben hängen. So entsteht die Tiefe eines Lebens. Was wir kaum lernen: Es ist okay, was ich erlebe. Und ich bin okay, so wie ich bin.

Die Seele urteilt nicht. Sie sammelt. Sie destilliert. Hier, in der Dichte unserer 3D-Erfahrung, verwandelt sie Erlebtes in Weisheit. Vielleicht tragen wir deshalb Ahnungen in uns, Déjà-vus, innere Wahrheiten, die wir nicht erklären können.

Am Ende füllt sich die Geschenkebox mit dem Wesentlichen: Vertrauen. Selbstliebe. Klarheit. Das Wissen, richtig zu sein.

Wir spielen unsere Stücke auf einer grossen Bühne. Manchmal dramatisch, manchmal leise. Wir könnten jederzeit aussteigen – doch oft halten alte Muster uns fest. Empathie – den anderen sein lassen – wäre ein Schlüssel. Doch Bewusstsein entwickelt sich nicht bei allen im gleichen Tempo. Und vielleicht liegt genau darin unser gemeinsames Lernen.

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