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Der Strafzettel

Michelle fährt wie jeden Freitagvormittag zur Gymnastik und trinkt danach einen Kaffee auf einer Terrasse… so auch heute. Anschliessend will sie ein paar Einkäufe erledigen und etwas abholen. Eigentlich hat sie keinen Stress, da niemand zum Mittagessen kommt, aber ihr Verstand ist im Stressmodus, ohne jeden ersichtlichen Grund!

Sie fährt in die Stadt und macht sich auf die Suche nach einem Parkplatz, aber die « einfachen » sind alle belegt, also fährt sie in die Strasse mit den neuen Parkautomaten, wo alle Parkplätze auch noch zum rückwärts einparken sind…! Aber es gelingt ihr auf Anhieb, sie steigt aus und geht zum Automaten. Autokennzeichen eingeben, grünen Haken drücken, Geld einwerfen, grünen Haken drücken – fertig! Doch genau in diesem Moment hat Michelle Zweifel, ob sie die letzten drei Zahlen in der richtigen Reihenfolge getippt hat… und ihr Kopf sagt, im schlimmsten Fall kann man das ja « sehen », dass sie sich nur vertippt hat.

Mit diesen Gedanken im Kopf geht sie in den Laden und erzählt die Situation noch lachend der Chefin. Entspannt kauft sie ein, Gemüse, Obst und andere Sachen, die sie auch sonst hier einkauft.

Als sie über die Strasse zu ihrem Auto zurückläuft, sieht sie schon, dass ein Strafzettel an ihrer Windschutzscheibe hängt und denkt: « Mist, auch das noch! » Doch in dem Moment nimmt sie am Ende der Strasse den Gemeindepolizisten wahr, der ihn ihr ‘verpasst’ hat. Sie beeilt sich ihn einzuholen und erklärt ihm, was ihr passiert ist, in der sicheren Hoffnung, dass er die Sache überprüfen kann und der Strafzettel damit ungültig ist… aber, weit gefehlt. Der Beamte sagt ihr, dass er das nicht überprüfen kann und sie allenfalls auf der Gemeindepolizei Einspruch erheben könnte!

Michelle ist sauer, läuft zurück zu ihrem Auto, verstaut ihre Einkäufe und vergisst in ihrer Wut dann auch noch, dass sie eine Reparatur in der Nähstube abholen wollte… Zuhause packt sie aus, kocht sich etwas zu essen, legt sich eine Weile hin um bewusst zu atmen und beschliesst dann zu Fuss zur Gemeindepolizei zu laufen.

Sie muss länger anstehen und warten, dann auch noch den Schalter wechseln, und als sie endlich angehört wird, sagt man ihr dasselbe, was ihr schon der Beamte gesagt hatte – man kann ihren Tippfehler nicht nachprüfen. Michelle bezahlt mürrisch 40.- CHF und geht einen Kaffee trinken. Ihr Kopf sucht dabei ununterbrochen nach dem Grund für diese Erfahrung.

Zwei Tage später findet sie ein Channel mit dem Titel: « Freedom from meaning » ( Freiheit von Bedeutung ) von einem männlichen Shaumbra, den sie vor Jahren persönlich kennengelernt hatte. Neugierig hört sie es sich an und am Ende wird ihr bewusst, dass sie selbst – als Mensch - mit ihrer Emotion (Wut) der ganzen Sache eine Bedeutung gegeben und damit einen Aspekt erschaffen hat, denn für ihre Seele hatte keine je gemachte Erfahrung eine Bedeutung, sondern war einfach eine Erfahrung…!

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